Kunst als Investment
Kunstinvestments sind heutzutage äußerst populär. Besonders viele junge Sammler im Alter von 25 bis 40 Jahren zeigen Interesse daran. Ein Investment in Kunst ermöglicht es, Leidenschaft mit finanzieller Rendite zu vereinen. Im Vergleich zu traditionellen Anlagen wie Aktien und Anleihen bietet die Investition in Kunst eine attraktive Alternative. Dabei gibt es eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen Aktienkauf und Kunstinvestments: Du musst die Regeln kennen. Diese haben wir für Dich zusammengefasst.
Spielregeln für das Kunstinvestment
Recherche und Wissenserweiterung
Unabdingbar ist es beim Kunstmarkt zu verstehen, welche Künstler es gibt und wohin sich der Kunstmarkt entwickeln könnte.
- Künstler und Werke: Informiere dich ausführlich über verschiedene Künstler, deren Stilrichtungen und ihre Marktwerte. Junge, aufstrebende Künstler können vielversprechend sein, aber etablierte Namen bieten Sicherheit. Auch beim Kunstinvestment gibt es sogenannte Blue Chips. Das sind Kunstwerke von Künstlern die bekannt sind und vermutlich weiter an Wert gewinnen werden. Dazu zählen Werke von Künstlern wie Gerhard Richter, Andy Warhol oder Yayoi Kusama. Allerdings muss man für Blue Chip Werke oft mehr als 50.000 Euro bezahlen, weshalb diese Werke eher unattraktiv für Einsteiger sind. Es gibt allerdings oft schon Gemälde von aufstrebenden Künstlern für wenige Tausend Euro.
- Kunstmarkt: Verstehe die Dynamiken des Kunstmarktes, inklusive Auktionshäuser, Galerien und Online-Plattformen. Verfolge aktuelle Trends und Marktberichte. Oft reicht es insbesondere bei jungen Künstlern aus, dass sie einmal in einer renommierten Institution ausstellen. Kunsthäuser wie die Kunsthalle Basel achten vor Programmveröffentlichung daher penibel darauf, keine Insiderinformationen nach außen dringen zu lassen. Ähnlich wie am Aktienmarkt lässt auch das Interesse von bekannten „Investoren“ beziehungsweise Sammlern den Wert bei diesen Künstlern steigen. Bekannte Sammler sind François Pinault (gründete u.a. Kering) oder Alice Walton (Walmart Erbin). Hier gilt, je bekannter der Sammler oder die Ausstellung, desto höher dürfte wohl die Wertsteigerung ausfallen. Um sich zu informieren eignen sich renommierte Magazine wie beispielsweise ArtReview. Außerdem sollte man sich mit der Kunstgeschichte beschäftigen, regelmäßig Museen und Galerien besuchen. Wer darauf verzichten möchte, sollte sich eine Art Consultant ins Boot holen.
Diversifikation
Wie bei jeder Anlageentscheidung kann man das Risiko durch Diversifikation senken. Wer alles auf eine Karte setzt, kann viel gewinnen aber auch viel verlieren. Da der Kunstmarkt im Durchschnitt eine hohe Rendite erzielt (7,6 % p.a. laut DollarSprout), lohnt es sich das Risiko zu streuen und so eher vom Allgemeinen Wachstum zu profitieren, als mit einem Werk zu verlieren.
- Vielfalt im Portfolio: Setze nicht alles auf ein Pferd. Diversifiziere dein Kunstportfolio, indem du in Werke unterschiedlicher Künstler, Stilrichtungen und Epochen investierst. Manche Künstler können aktuell ein Hoch haben, andere Werke können gleichzeitig tausende von Euros an Wert verlieren.
- Risikomanagement: Berücksichtige das Risiko, dass der Wert eines Kunstwerks schwanken kann, ähnlich wie bei Aktien. Während der Coronapandemie kam sogar der gesamte Kunstmarkt zum Erliegen und die Werte brachen ein. Allerdings gab es auch im Anschluss ein enormes Comeback und die Preise im Jahr 2021 stiegen schätzungsweise um knapp 30 %. Solche Entwicklungen können auch einzelne Künstler betreffen, beispielsweise bei ungeschickten politischen Äußerungen.
Langfristige Perspektive
- Wertsteigerung: Kunstinvestment sollte langfristig angelegt sein. Die Wertsteigerung erfolgt oft über Jahre oder Jahrzehnte. Allerdings werden etwa 75 % aller Kunstwerke von Sammlern innerhalb von 5 Jahren weiterverkauft. Spannend dabei ist, dass sich viele Sammler gar nicht unbedingt als Investoren sehen. Lediglich 11 % der Sammler sehen sich auch als Investoren (Quelle: NZZ). Sammler die Werke weiterverkaufen, machen das oft innerhalb weniger Jahre.
- Emotionale Bindung: Kaufe Werke, die dir persönlich gefallen und an denen du Freude hast. Dies mindert das Risiko emotionaler Enttäuschung bei eventuellen Wertschwankungen. Ideal ist, wenn Du Dich jeden Tag an dem Gemälde erfreuen kannst, wenn du daran vorbeiläufst. Dann ist die Wertentwicklung deutlich weniger wichtig. Denn du konsumierst das Bild dann ja jeden Tag und es macht dich glücklich.
Kauf und Verkauf
- Auktionshäuser und Galerien: Kaufe Kunstwerke über vertrauenswürdige Quellen wie renommierte Auktionshäuser und etablierte Galerien. Die NZZ nennt beispielsweise Artnet als führende Plattform. Im Handelsblatt werden die Seiten lot-tissimo und invaluable genannt. Die führenden Auktionshäuser für Kunst sind Sotheby’s, Christie’s und Phillips. Laut Statista lag allein im Jahr 2022 der Umsatz der drei Häuser bei fast 14 Milliarden USD. Laut Geheimtipp Stuttgart ist Singulart wohl ein recht neuer Anbieter der zeitgenössische Kunst anbieten will. Unter anderem hat Singulart auch im Dorotheen Quartier in Stuttgart einen Store, wo man sich die Werke auch in echt anschauen kann. Ansonsten agiert Singulart vor allem online. Singulart existiert seit 2017 und hat sich seit dem zu einer führenden Online-Plattform für Kunst entwickelt.
- Verkaufsstrategie: Plane den Verkauf sorgfältig. Der richtige Zeitpunkt und die richtige Plattform können entscheidend für den Verkaufserfolg sein. Plattformen verlangen teilweise hohe Provisionen für den Verkauf, das sollte eingeplant werden.
Authentizität und Provenienz
- Echtheitszertifikate: Stelle sicher, dass du bei jedem Kauf Echtheitszertifikate und detaillierte Provenienzdokumente erhältst.
- Hintergrundrecherche: Überprüfe die Geschichte und Vorbesitzer des Kunstwerks, um seine Authentizität und legalen Besitzverhältnisse zu garantieren.
Versicherung und Lagerung
- Versicherungsschutz: Lasse deine Kunstwerke angemessen versichern, um dich gegen Diebstahl, Beschädigung oder Verlust zu schützen. Kunstwerke mit geringerem Wert sind oft bereits über eine Hausratversicherung abgesichert. Bei Kunstwerken im Bereich von fünfstelligen Beträgen sollte man über eine gesonderte Versicherung nachdenken.
- Lagerungsbedingungen: Achte auf optimale Lagerungsbedingungen. Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sollten kontrolliert werden, um die Werke in gutem Zustand zu halten. Die Temperatur sollte etwa 20 Grad betragen, die Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 %, direktes Sonnenlicht sollte vermieden werden, da es zur Ausbleichung des Kunstwerkes führen kann. Die Kunstwerke sollte auch keinen direkten Kontakt zur Wand haben. Als Aufhängungen eignet sich folgendes:
Für kleine und leichte Kunst: Sägezahn-Kleiderbügel, D-Ringe, hängender Draht
Für große und schwere Kunst: französische Klampe / French Cleat Leisten, Mega Strap Aufhängesets für Spiegel, mit verstellbaren J-Haken, T-Kopfschrauben aus Edelstahl.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte sollte zudem einen Mattierungsfilm auf das Gemälde aufbringen. Dieser schützt vor Staub, Luftfeuchtigkeit und Licht. Zudem sollte man die Kunstwerke mit Baumwollhandschuhen anfassen um die Kunst nicht durch Fette zu zerstören.
Steuerliche Aspekte
- Steuern: Wer direkt von einer Galerie oder einem Künstler kauft muss in der Regel eine Umsatzsteuer von 19 % entrichten. Wer ein Werk aus der privaten Sammlung verkauft, muss nach einem Jahr keine Gewinne mehr versteuern. Dann ist die sogenannte Spekulationsfrist abgelaufen. Zudem gibt es eine Freigrenze von 600 Euro pro Jahr für Gewinne aus Kunstwerken. Verkauft man ein Kunstwerk innerhalb eines Jahres und macht 601 Euro Gewinn, muss der gesamte Betrag in der Einkommenssteuererklärung deklariert werden. Die Freigrenze unterscheidet sich hier vom Freibetrag wie man ihm vom Sparerpauschbetrag auf Kapitalerträge kennt.
Networking und Austausch
- Kontakte knüpfen: Baue ein Netzwerk zu anderen Sammlern, Kunsthändlern und Experten auf. Der Austausch von Wissen und Erfahrungen kann wertvolle Einblicke und Chancen bieten.
- Kunstmessen und Ausstellungen: Wie bereits zu Beginn erwähnt: Besuche regelmäßig Kunstmessen und Ausstellungen, um auf dem Laufenden zu bleiben und neue Werke zu entdecken.
Für den kleinen Geldbeutel
Wer echte Kunst eher als Deko als als Investition kaufen möchte kann beispielsweise auf Temu fündig werden. Hier gibt es handgemalte Bilder bereits ab 20 EUR. Beispielsweise dieses Bild ab 25 Euro. Man braucht dann allerdings noch einen Keilrahmen, um das Bild aufzuspannen. Klar ist, auch hier kann man eigentlich fast davon ausgehen, dass sich ein Wiederverkauf lohnt. Denn günstiger ist es kaum möglich Kunst zu erwerben. Allerdings sollte man beachten, dass Temu nicht ganz unumstritten ist. So wird Temu vorgeworfen, beim Zoll zu tricksen und auch die Händler stehen im Verdacht nicht ausreichend Steuern in Deutschland abzuführen. Und wie immer bei Kunst gilt: Findet sich kein Käufer, ist sie nichts wert.
Disclaimer:
Kunst ist mit erheblichen Risiken verbunden. Einzelne Kunstwerke können komplett an Wert verlieren, wenn man keinen Sammler findet der den Wert erkennt. In Kunst zu investieren ist keine Garantie langfristig damit Vermögen aufzubauen, insbesondere wenn man in einzelne oder einige wenige Werke sein Geld investiert.