Ist eine Zahnzusatzversicherung sinnvoll und wann ist es zu spät?
Bei fast allen Menschen geht irgendwann einmal der eine oder andere Zahn kaputt. Wenn ein Zahn ersetzt werden muss, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen nicht die gesamten Kosten. Je nachdem, ob du dich für einen preiswerten Zahnersatz wie eine Metallkrone oder ein teures Implantat entscheidest, musst du einen Eigenanteil von mehreren hundert bis mehreren tausend Euro selbst zahlen.
Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt bei medizinisch notwendigen Leistungen 60 Prozent der Kosten einer Regelversorgung. Wenn Du bereits 5 Jahre lang lückenlos ein Bonusheft geführt hast, übernimmt die Krankenkasse 70 Prozent der Zahnbehandlung. Nach 10 Jahren Führung des Bonusheftes sind es bereits 75% der Kosten (ab 01.10.2020). 25% der Kosten musst du also in jedem Fall selbst tragen. Wenn du statt einer einfachen Brücke lieber ein Implantat haben möchtest, musst du die höheren Kosten zusätzlich selbst tragen. Wenn zum Beispiel ein Zahn ersetzt werden muss, bekommst du mit einem zehn Jahre lang geführten Bonusheft etwas mehr als 600 Euro Zuschuss von der Kasse, egal ob du dich für eine 850 Euro teure Brücke oder ein 3.000 Euro teures Implantat entscheidest.
Mit einer Zahnzusatzversicherung kannst Du nicht nur Löcher in Deinen Zähnen stopfen
Eine Zahnzusatzversicherung übernimmt je nach Tarif den größten Teil oder sogar alle anfallenden Kosten. Zahnzusatzversicherung ist aber nicht gleich Zahnzusatzversicherung. Nicht nur bei den Kosten, sondern auch bei den versicherten Leistungen gibt es große Unterschiede.
Die Kosten hängen vom Eintrittsalter, dem gewünschten Leistungsumfang und dem Gesundheitszustand ab. Je jünger man bei Vertragsabschluss ist, desto günstiger ist der Beitrag. Es gibt Tarife, die über die gesamte Laufzeit konstant bleiben und Altersrückstellungen bilden, und Tarife, bei denen der Beitrag mit der Zeit steigt. Wir persönlich bevorzugen in den meisten Fällen einen Tarif ohne Altersrückstellungen, da die Versicherungen in der Regel die schlechteren Vermögensverwalter sind. Wenn man das Geld selbst zurücklegt und in einem ETF-Sparplan anspart, fährt man aus unserer Sicht in der Regel besser. Außerdem verlierst du die eingezahlten Altersrückstellungen, wenn du die Versicherung wechseln solltest.
Je besser der Leistungsumfang, desto teurer die Versicherung. Will man nur den Bereich Zahnbehandlung absichern, kostet das deutlich weniger, als wenn zusätzlich der Bereich Zahnersatz versichert werden soll. Auch die prozentuale Höhe des Versicherungsschutzes spielt eine Rolle. So kostet z.B. eine 100%ige Absicherung des Zahnersatzes mehr als eine 80%ige Absicherung.
Befindest du dich bereits in Behandlung, ist ein Versicherungsschutz in der Regel nicht mehr möglich. Auch sind bei vielen Tarifen die Leistungen in den ersten Jahren stark eingeschränkt und finanziell begrenzt. Vereinzelt gibt es Sofortschutztarife, hier ist jedoch eine individuelle Prüfung notwendig, da sich dies oft nicht lohnt.
Sehr gute Tarife für unter 50-Jährige ohne Altersrückstellungen kosten zwischen 16 und 32 Euro pro Monat.
Rechnerischer Gewinn möglich, wenn dir Zahnreinigung und Bleaching wichtig ist
Die meisten Zahnzusatzversicherungen zahlen nicht erst, wenn es schon zu spät ist, sondern unterstützen auch das Thema Prophylaxe. So übernehmen viele Zusatzversicherungen Zahnreinigungen im Wert von mehreren hundert Euro pro Jahr. Wer regelmäßig zur Zahnreinigung geht, kann rein rechnerisch sogar einen effektiven Gewinn erzielen. Auch gibt es Zusatzversicherungen, die beispielsweise das Bleaching übernehmen.
Wenn du zum Beispiel zwischen 21 und 25 Jahre alt bist, kostet dich der Tarif der Gothaer Versicherung MediZ Smile 75 9,15 Euro im Monat. Auf das Jahr gerechnet kostet dich der Tarif also 117 Euro. Allerdings erstattet dir der Tarif bis zu 170 Euro im Jahr für die Zahnreinigung, das heißt, wenn du zweimal im Jahr zur Zahnreinigung gehst, ist der Tarif für dich effektiv kostenlos. Wichtig ist hier aber, dass der Tarif zwar im Bereich der Zahnreinigung und Zahnbehandlung gut ist, aber im Bereich des Zahnersatzes sehr schwach ist. Aus unserer Sicht wäre das also wirklich nur ein Tarif für den Vorsorgebereich.
Auch von manchen gesetzlichen Krankenkassen werden die Kosten für die professionelle Zahnreinigung übernommen. Dabei handelt es sich um sogenannte Zusatzleistungen. Diese unterscheiden sich von Krankenkasse zu Krankenkasse, daher empfehlen wir an dieser Stelle auch unseren Blogbeitrag zum Thema Zusatzbeitrag und Zusatzleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.
Zusatzversicherung im Bereich Kieferorthopädie kann sich für Kinder lohnen
Wie Zahnersatz ist auch Kieferorthopädie sehr teuer. Von der gesetzlichen Krankenversicherung kann man in der Regel keine Leistungen für Kieferorthopädie im Erwachsenenalter erwarten. Eine kieferorthopädische Behandlung für Erwachsene kann bis zu 8.000 Euro kosten. Auch Zahnzusatzversicherungen mit Leistungen für Kieferorthopädie für Erwachsene gibt es nur sehr wenige (außer im Unfallbereich, hier leisten viele Zusatzversicherungen). Ein weiteres Problem ist, dass diese Tarife nicht leisten, wenn eine Kieferfehlstellung bereits ärztlich diagnostiziert wurde.
Spannender finden wir daher eine Zusatzversicherung in diesem Bereich für Kinder. Zwei von drei Kindern in Deutschland erhalten eine Zahnspange. Zahnfehlstellungen werden in fünf Schweregrade eingeteilt, die so genannten Kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG). Die Krankenkassen zahlen nur für die KIG 3, 4 und 5. Bei leichten Fehlstellungen (KIG 1-2) erhalten auch Kinder keine Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen. Bei KIG 3,4, und 5 wird eine kieferorthopädische Behandlung bis zum 18. Lebensjahr von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Allerdings müssen bis zu 20 Prozent der Kosten vorgestreckt werden.
Die Krankenkasse übernimmt eine feste Zahnspange mit „normalen“ Metallbrackets. Wer die etwas kleineren Brackets, selbstligierende Brackets, Keramikbrackets oder Lingualbrackets haben möchte, muss den Aufpreis selbst zahlen. Wir zumindest können uns noch gut an unsere Kindheit erinnern, als wir die normalen Metallbrackets nicht mochten. Die anderen Brackets kosten allerdings einen Aufpreis, den die gesetzliche Krankenkasse nicht übernimmt. Am teuersten sind die sogenannten Lingualbrackets, die unsichtbar sind und zwischen 2.500 und 3.500 Euro pro Kiefer kosten.
Machen wir eine einfache Rechnung auf. In der Regel beginnt die Behandlung zwischen dem 9. und 12. Lebensjahr. Die Behandlungsdauer liegt zwischen 2 und 3 Jahren. Wenn wir im Alter von 9 Jahren einen Tarif abschließen und diesen für 7 Jahre behalten, kostet uns zum Beispiel der Tarif Zahn Sorglos der Concordia über die gesamte Laufzeit knapp 1.100 Euro. Was bekommen wir in diesem Tarif? 100 Prozent der Kosten bis zu 8.000 Euro werden bei Zahnfehlstellungen der KIG 1-2 übernommen, also in Fällen, in denen die gesetzliche Krankenkasse nicht zahlt. Zusätzlich übernimmt der Tarif 100 % der Mehrkosten für kieferorthopädische Behandlungen bei Kindern, wenn von den üblichen Metallbrackets abgewichen wird. Auch hier gilt natürlich, dass die Kieferfehlstellung zum Zeitpunkt des Abschlusses noch nicht diagnostiziert sein darf. Rein finanziell kann sich also auch hier der Abschluss einer Zusatzversicherung lohnen.
Unser Fazit zur Zahnzusatzversicherung
Zahnersatz kann im Laufe der Jahre einige tausend Euro kosten, ist aber in den seltensten Fällen existenzbedrohend. Aus unserer Sicht solltest du dich deshalb zuerst um wichtigere Versicherungen kümmern, wie zum Beispiel eine Haftpflichtversicherung.
Wenn dir das Thema Zahnprophylaxe wichtig ist, kann sich eine Zahnzusatzversicherung rechnerisch für dich lohnen. Auch wenn du zum Beispiel Wert auf optisch schöne Materialien rund um die Zähne legst, solltest du aus unserer Sicht über eine Zahnzusatzversicherung nachdenken. Auch für Kinder kann sich die Zahnzusatzversicherung lohnen.
Alternativ kannst du natürlich auch den monatlichen Beitrag, den du für eine Zahnzusatzversicherung zahlen würdest, auf einem Tagesgeldkonto ansparen. Die besten Tagesgeldkonten findest du in diesem Blogbeitrag.
Bei Fragen zum Thema Zahnzusatzversicherung kannst du dich gerne an uns wenden und eine kurze Nachricht an info@fiducation.de schreiben.
Disclaimer: Der Beitrag dient lediglich der Information und Aufklärung. Der Beitrag stellt keine Beratung dar. Für Fehler wird keine Haftung übernommen.